Der Havaneser 

(Bichon havanais/Havanna Silk Dog)

 

Herkunft: Kuba


Wesen

Der Havaneser ist der ruhigste der Bichons und sozusagen ein "intellektueller Individualist". Er ist stets fröhlich, freundlich, verspielt, sehr verschmust. Mit anderen Haustieren von Meerschweinchen bis Katze kommt er gut aus.

Er ist sehr sanft und sensibel, extrem anhänglich und dabei ausgeprägt personenbezogen, sehr harmoniebedürftig. Da er sehr intelligent ist und lernfreudig, ist er  außergewöhnlich leicht erziehbar. Angenehm ist auch, daß er wenig Jagdtrieb besitzt.

Viele Havaneserhalter  erleben und bestätigen, daß sein Wesen einfach unvergleichlich ist. Der Halter sollte  daher sehr viel Einfühlungsvermögen haben und das besondere Wesen des Havanesers schätzen können. Es ist ein besonderer Hund für besondere Menschen

Es  ist kein Hund für Leute, die  Schärfe und/oder Draufgängertum suchen!!!

Rüde oder Hündin? Hier gibt es keinen Unterschied beim Havaneser die Anhänglichkeit und Erziehung  betreffend.

Man sollte aber wissen, daß der Havaneser von der Herkunft her ein Hütehund ist, was sich mehr oder minder stark ausprägen kann. Er hält "seine" Familie gern beeinander und ist am glücklichsten, wenn alle zusammen sind, ist kein "Draufgänger", sondern beobachtet und denkt, bevor er handelt. Er kann stundenlang einfach daliegen, scheinbar dösend, doch entgeht ihm keine einzige Regung "seines" Menschen.

Ähnlich verhalten sich ja auch Hütehunde, wenn sie ihre Schafherde bewachen und als Kooperationsspartner  ihren Schäfer haben. Scheinbar gedanklich abwesend beiseite liegend, gerne auf erhöhtem Liegeplatz, damit sie alles überschauen können, greifen sie sofort ein, wenn ein Anlaß gegeben ist und regeln die Situation im Sinne ihres Schäfers. So  erstaunt es nicht, daß der Havaneser besonders gut mit anderen Hütehundrassen zurechtkommt. 

Was er gar nicht mag: hektische Menschen,  ungestüme Hundeflegel!

Die Lebenszeit umfaßt im Durchschnitt 12 bis 14/15 Jahre. Laut Aussage unseres Tierarztes, egal ob großer oder kleiner Hund, sind 10 Jahre die Norm und jedes weitere Jahr ist ein Geschenk. Hier können die Haltung, ein verantwortungsbewußter Halter und ein guter Tierarzt eine große Rolle spielen. Sicher gibt es Ausnahmen nach oben und unten, aber das sind wie betont: Ausnahmen! Ebenso ist es doch auch bei uns Menschen.

Leider liest man oft auch Unzutreffendes:
Die meisten Havavaneser sind keine Wasserliebhaber, auch sind sie nicht mutig oder unerschrocken, das paßte auch nicht zur Herkunft. Desweiteren kann man inzwischen so viel wirklich Haarstäubendes über diese Rasse lesen, daß eine Korrektur diese Fehlinformationen nicht möglich ist. Ich kann nur raten, darauf zu achten, wer hinter diesen Angaben steht und woher er seine Kenntnisse beziehen will.


Aussehen

Der neueste Standard macht lediglich Größen- aber keine Gewichtsangaben: 21 - 29 cm Schulterhöhe, knielanges, seidiges Haar in verschiedenen Farben, die oft aufhellen, kein saisonbedingter Fellwechsel. Man sollte sich also nicht vordringlich nach Farben orientieren, da die Entwicklung der Farben einer "Wundertüte" vergleichbar sein kann.

Das besonders Reizvolle ist, daß der Havaneser nicht schon als Welpe wie ein ausgewachsener Hund en miniature erscheint, sondern sein großes Potential in der Entwicklung liegt.

Oft ist zu lesen, er sei "nicht haarend". Dies ist ein kynologischer Fachausdruck, der bedeutet, daß der Havaneser keinen saisonbedingten Fellwechsel hat wie die meisten anderen Rassen.


Pflege

Bei guter Haarqualität ist die Pflege nicht so aufwendig. Bereits bei uns wird der Welpe mit dem täglichem Bürsten und Kämmen sanft und einfühlsam vertraut gemacht.

Statt 2 - 3 mal in der Woche mehr Zeit für die Pflege aufzuwenden, empfehle ich, den Havaneser lieber täglich zu pflegen. Dann reichen 5 - 10 Minuten. Die hat jeder spätestens abends vor dem Fernseher mal übrig. Das kann für beide ein tägliches "Wellnessprogramm" sein, wenn dabei noch geschmust wird. Das tut nachweislich auch  dem Menschen gut!   

 

Gebadet wird der Hund nach Bedarf.                         

 

Humorvoller linguistischer Exkurs zum Rassebegriff

Wer sich für einen Hund dieser Rasse interessiert, interessiert sich für einen "Havaneser" oder die "Havaneser".

Christian Morgenstern: Der Werwolf

Ein Werwolf eines Nachts entwich

von Frau und Kind und sich begab

an eines Dorfschullehrers Grab

und bat ihn: Bitte, beuge mich!   -----

Der Dorfschulmeister stieg hinauf

auf seines Blechschilds Messingknauf

und sprach zum Wolf, der seine Pfoten

geduldig kreuzte vor dem Toten:  -----

"Der Werwolf" - sprach der gute Mann

"des Weswolfs, Genitiv sodann,

dem Wemwolf, Dativ, wie man's nennt,

den Wenwolf, - damit hat's ein End."  -----

Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,

er rollte seine Augenbälle.

Indessen, bat er, füge doch

zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!  -----

Der Dorfschulmeister aber mußte

gestehn, dass er von ihr nichts wußte,

zwar Wölfe gäb's in großer Schar,

doch "Wer" gäb's nur im Singular.  -----

Der Wolf erhob sich tränenblind -

er hatte ja doch Weib und Kind!!

Doch da er kein Gelehrter eben,

so schied er dankend und ergeben.

 

Der Havaneser:

 Beim Havaneser gibt's zur Wahl hingegen

 Ein- oder Mehrzahl, drum sollt' man sie pflegen

in allen vier Fällen!!

Der Werwolf würd'  glatt die Ohren hochstellen.

 

Nominativ: der Havaneser / die Havaneser

Genitiv: des Havanesers / der Havaneser

Dativ: dem Havaneser / den Havanesern

Akkusativ: den Havaneser / die Havaneser

 

Literatur

 

Einige unserer Hunde  repräsentieren zu unserer großen Freude in verschiedenen Publikationen - auch des VDH-Landesverbandes  Nordrhein - ihre Rasse.

Leider gibt es  m.E. KEINERLEI empfehlenswerte Literatur zur Rasse! In den verschiedenen Hundelexika und auch im Internet finden sich auch mitunter verschiedene Angaben. Dies kann auch daraus resultieren, daß man sich auf den amerikanischen Standard bezieht, statt auf den aktuellen FCI-Standard.

Ein guter Züchter, dem das Wohl seiner Welpen am Herzen liegt, gibt in der Regel eigene Infos mit. Die können knapp sein oder so ausführlich, daß es schon ein eigenes Havaneserbuch ist. Auf jeden Fall sind diese Züchterratschläge besser geeignet, da sie sich für die jeweilige Zucht und den individuellen Welpen bereits bewährt haben. 

Muß eine Monographie für Allgemeingültigkeit mehr oder weniger im Allgemeinen bleiben, so sind Züchterratschläge gerne sehr detailliert. Vor diesem Hintergrund ist es nicht erstaunlich, daß sich noch keine VK- Züchter trotz langjährigen, fundierten Erfahrungen und qualifizierten Ausbildungen  (auch akademischer Art) zusammengefunden haben, um eine originär inhaltlich relevante Monographie zu verfassen. Wir Züchter wissen um die Problematik solch einer Darstellung.

Ein Buch möchte ich empfehlen, welches auf Grundsätzliches abzielt. Es hilft nicht bei der Haltung oder Erziehung eines Hundes, sondern vermittelt Respekt vor allem Lebendigen: Edith Holden "Vom Glück mit der Natur zu leben". Das Tagebuch der Künstlerin aus dem Jahre 1906, illustriert mit ihren eigenen Zeichnungen.


Non-Print-Medien

In vielen Ratgeber- und Tiersendungen, die zur Zeit die Medien überschwemmen, werden gerne und oft pauschale Aussagen zu Hundeentwicklung, -erziehung, -haltung etc. gemacht.

Das sehen wir Hundekundigen mit deutllichem Unbehagen. Wir wissen, daß gerade auch in der Hundewelt Differenzierungen unerläßlich sind: was  für einen Rottweiler zutrifft, paßt nicht für einen Collie. Was für einen Schäferhund zutrifft, paßt nicht auf einen Bichon. Und auch die einzelnen Bichonrassen unterscheiden sich deutlich. 

Wenn Sie solche Sendungen goutieren, so nehmen Sie diese bitte als das, was sie sind: Unterhaltung zum Zeitverteib mit dem Anschein der Wissensvermittlung! Ernsthaften Rat, Beratung zu einer speziellen Rasse sollte am besten ein erfahrener, seriöser Züchter bieten können, denn er ist der Experte.